„Das Holzhochhaus ist die Antwort auf die Frage, wie kriege ich ganz viele Menschen auf ganz wenig Fläche.“ Statements von Experten auf dem Gebiet Immobilienentwicklung deuten es an: Hochhäuser als Holz- bzw. Holz-Hybrid-Konstruktionen sind das Gebot der Stunde. Im Laufe des Jahres 2020 wurden tatsächlich derartige Projekte vermehrt angestoßen. Während das derzeit höchste Holz-Hybrid-Hochhaus Deutschlands, das SKAIO in Heilbronn, mit seinen 34 m Höhe noch eher „gestaucht“ anmutet, streben Projekte wie das „Roots“ in Hamburg, dessen Bau im November 2020 begann, mit 65 Metern deutlich höher hinaus. Pünktlich zum Jahresauftakt 2021 wurde der Wettbewerb um das 98 m hohe „WoHo“ in Berlin entschieden. Auch wenn die Entwicklung dieses Projekts noch eine Weile dauern kann – mit dem siegreichen Beitrag der norwegischen Mad arkitekter liegt ein Entwurf für Deutschlands höchstes Haus aus Holz vor.

Brandschutz mit Bauteilen aus Holz
In Sachen Brandschutz lassen dazu aktuelle Forschungsergebnisse aus Großbrandversuchen aufhorchen, die von der Technischen Universität München durchgeführt wurden. Sie zeigen, dass mehrgeschossige Holzgebäude bei Feuer genauso sicher sind wie vergleichbare Gebäude aus Stahlbeton. Bei einem Brandversuch im Originalmaßstab konnte bestätigt werden, dass hohe Holzgebäude bei Einhaltung bestimmter Regeln und Methoden den Vollbrand einzelner Wohnungen sicher überstehen.

Für Hochhäuser, in denen die Rettungs- und Einsatzkräfte sich darauf verlassen müssen, dass ein Großteil der Nutzer zunächst in ihrem Nutzungseinheiten verbleiben kann, ist dies eine unerlässliche Voraussetzung. Gleichzeitig müssen und können tragende und aussteifender Bauteile eines Hochhauses aus Holz durch Abbrandberechnungen oder entsprechende Kapselkriterien einer brandschutztechnisch wirksamen Bekleidung die Standsicherheit auch im Fall eines Brandes ausreichend lange (z.B. bis zu 120 Minuten) gewährleisten.

Rettungswege und Fassaden
Für die Dauer des Feuerwiderstands des Tragwerks ist auch die Funktionsfähigkeit vertikaler Rettungswege (Sicherheitstreppenräume) zu gewährleisten, damit wird den durch die Gebäudehöhe verursachten längeren Flucht-, Rettungs- und Löschangriffszeiten Rechnung getragen werden kann. Nach derzeitigem Diskussions- und Forschungsstand sind in diesem sensiblen Bereich weiterhin nur Bauteile aus nichtbrennbaren (Stahlbeton-)Bauteilen vorstellbar.

Ähnlich verhält es sich bei Hochhausfassaden aus Holz. Da ein Löschangriff im Hochhaus nur von innen erfolgt (Innenangriff), kommen diese Oberflächen nur dann in Betracht, wenn der Brand absolut sicher auf ein Geschoss begrenzt werden kann. Bei aktuellen Projektierungen wird dies entweder mit Betonplatten, die einen Meter auskragen oder – eleganter – durch umlaufende nichtbrennbare Loggienkonstruktionen erreicht. Alternativen wären etwa Fassadensprinkleranlagen, mit denen z.B. die Kunststofffassade des „Hochhauses“ Philharmonie von Scharoun geschützt wird.

Fazit
Beim Brandschutz von Hochhäusern müssen die konstruktive Ausgestaltung, die Baustoffeigenschaften und die sicherheitstechnische Gebäudeausrüstung so aufeinander abgestimmt werden, dass es nicht vorzeitig zum Einsturz des Gebäudes kommt und Brandereignisse auf maximal ein Geschoss beschränkt bleiben. Erweisen sich die o.g. Versuche als aussagekräftig, kann dies auch bei Hochhäusern als Holzkonstruktionen sicher umgesetzt werden.

Reinhard Eberl-Pacan
Vorsitzender des Vorstands (komm.)
Bundesvereinigung Fachplaner und Sachverständige für den vorbeugenden Brandschutz e.V.

Literatur
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter Thomas Engel M.Sc.: Brandschutztechnische Grundlagenuntersuchung zur Fortschreibung bauaufsichtlicher Regelungen in Hinblick auf eine erweiterte Anwendung des Holzbaus; Technische Universität München, Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion